Der Untergrundgasspeicher Bernburg (Sachsen-Anhalt) der VNG Gasspeicher GmbH (VGS) feiert in diesen Tagen sein 40-jähriges Jubiläum. Der größte und flexibelste Standort des Leipziger Speicherbetreibers wurde 1974 mit der Gaserstbefüllung der Kaverne 101 in Betrieb genommen. Heute besteht die Anlage aus 33 Kavernen mit einem Fassungsvermögen für rund eine Milliarde Kubikmeter (m³) Erdgas. Zum Vergleich: Die Gesamtkapazität der sechs Speicheranlagen der VGS liegt bei rund 2,7 Milliarden m³. Mit einer solchen Gasmenge können schätzungsweise eine Million Haushalte ein Jahr lang mit Erdgas versorgt werden.
Der UGS Bernburg ist ein so genannter Hohlraumspeicher. Die Kavernen wurden durch Bohrungen und Solung in einem unterirdischen Salzstock geschaffen. Dabei wird Salz mit Hilfe von Wasser gelöst und über Tage gefördert. „Unser Speicher in Bernburg wurde seit den 1970er Jahren in Zusammenarbeit mit der ansässigen Salzindustrie kontinuierlich ausgebaut. Die langfristig gesicherte Soleabnahme der chemischen Betriebe rund um Bernburg war für uns immer ein Garant, um den Standort zu entwickeln und die Kapazitäten vor Ort zu erhöhen“, erklärte Dr. Volker Busack, technischer Geschäftsführer der VGS anlässlich der heutigen Festveranstaltung. Er fügte hinzu: „Unser Dank gilt gleichzeitig auch der Stadt Bernburg, den umliegenden Gemeinden und unseren technischen Dienstleistern für die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Wir freuen uns auf ein weiterhin vertrauensvolles Miteinander.“
Kontinuierlicher Ausbau der Speicherkapazitäten
1968 begannen die ersten Planungen für den Untergrundgasspeicher in Bernburg. Er sollte mit Beginn der russischen Erdgaslieferungen im Jahr 1973 die saisonalen Schwankungen beim Gasbedarf ausgleichen und im Havariefall eine Gasreserve gewährleisten. Zudem war der Speicher eine Art Pilotprojekt, bei dem deutsche und russische Gasexperten wissenschaftlich-technische Erfahrungen auf dem Gebiet der Erdgasspeicherung in Kavernen sammeln wollten.
In den 1970er und 1980er Jahren wurde der Speicher in Bernburg ausschließlich für die Einspeicherung von Erdgas genutzt und dabei kontinuierlich weiterentwickelt. Standen 1973 nur zwei Kavernen zur Verfügung, so waren es Mitte der 1980er Jahre bereits sechs Kavernen mit einer maximalen Speicherkapazität von 400 Millionen m³ Arbeitsgas.
Ab 1990 erfolgte zudem eine komplexe Modernisierung der Ober- und Untertageanlagen des UGS Bernburg. Dazu gehörten insbesondere die Automatisierung der bestehenden Verdichteranlage, der Neubau aller Regelschienen und der Gastrocknungsanlagen, die Erneuerung der Messtechnik und des Heizhauses. Auch die obertägigen Anlagen der Kavernen wurden erneuert. In den Jahren 2010 bis 2011 gingen zwei moderne
Ejektoreinheiten in Betrieb, die die Einspeicherleistung erhöhen und gleichzeitig den Energieverbrauch reduzieren. Im vergangenen Jahr wurde die Gasqualitätsmessung modernisiert. „Die neue Technik macht unseren Standort in Bernburg nicht nur zu einem der modernsten Speicher in Deutschland, sondern auch zu einem der schnellsten“, sagte Dr. Busack. Pro Tag können mittlerweile bis zu 12 Millionen m³ Erdgas eingespeichert und bis zu 35 Millionen m³ ausgespeichert werden. Im Jahr 1973 lag die maximale Ausspeiseleistung noch bei rund 7,2 Mio. m³.
40 Jahre Sicherheit und Versorgungssicherheit
„Am Standort Bernburg beweisen unsere Mitarbeiter seit nunmehr 40 Jahren, wie ein sicherer und zugleich effizienter Betrieb eines Untergrundgasspeichers funktioniert. Das sind zugleich auch 40 Jahre, in denen sie einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet haben“, erklärte Hans-Joachim Polk, Vorstand für Infrastruktur/Technik bei der VNG – Verbundnetz Gas AG (VNG). Polk verantwortet innerhalb der VNG-Gruppe unter anderem den Geschäftsbereich Gasspeicherung und ist damit auch für die VGS zuständig. Mittlerweile werden die Mitarbeiter auch von modernster Fernleittechnik und durch ein integriertes Qualitäts- und Sicherheitsmanagementsystem unterstützt. „Wir haben in den vergangenen 40 Jahren bewiesen, dass wir mit unserer Speicherinfrastruktur – auch am Standort Bernburg – bestens aufgestellt sind und damit die sichere Erdgasversorgung stets gewährleisten können. Diesem Versorgungsauftrag werden wir auch zukünftig vollumfänglich nachkommen“, versicherte Polk.
Mit Blick auf die kommenden 40 Jahre sieht Polk den Speicher in Bernburg und die weiteren Anlagen der VGS gut gewappnet. „Erdgas ist vor allem auch mit seiner Infrastruktur der ideale Partner für die Energiewende. In unseren Gasspeichern wird heute schon klimaneutrales Bioerdgas eingespeist. Perspektivisch stehen die Speicher auch für synthetisches Erdgas bereit, dass aus Wind- und Sonnenstrom gewonnen wird“, so Polk.
Lange Gasspeichertradition
Die VGS bzw. VNG blicken auf eine lange Tradition in der Gasspeicherung zurück. Bereits 1964 ging der erste Untergrundgasspeicher in Brandenburg in Betrieb, der heute jedoch stillgelegt ist. 1973 startete die Gasspeicherung im thüringischen Kirchheilingen, ein Jahr später folgte der Speicher in Bernburg. Zwei weitere Speicher in Buchholz (Brandenburg) und Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) wurden 1975 in Betrieb genommen. Das jüngste Speicherprojekt der VGS liegt im niedersächsischen Etzel. Zusammen mit der Gazprom errichtet die VGS bei Bernburg den Untergrundspeicher Katharina. Bis zum Jahr 2025 gehen hier schrittweise insgesamt zwölf Kavernen in Betrieb. Das Gasspeichervolumen wird im Endausbau ca. 600 Millionen m³ betragen.
Bis 2012 war VNG für die Vermarktung sowie den Betrieb, die Wartung und die Weiterentwicklung ihrer Untergrundgasspeicher verantwortlich. Im Zuge geänderter rechtlicher Rahmenbedingungen gründete VNG im März 2012 die Tochtergesellschaft VGS.
Hintergrund: UGS Bernburg
Die Speicheranlage besteht aus einem Kavernenfeld mit 33 Salzkavernen. Auf der Obertageanlage stehen eine Verdichteranlage mit vier Kolbenverdichtern, fünf Gastrocknungsanlagen, elf Mess- und Regelschienen sowie Ultraschallmesseinrichtungen. Der Untergrundgasspeicher Bernburg ist an drei Ferngasleitungen angeschlossen. Der Netzbetreiber ist die ONTRAS Gastransport GmbH, die den Speicher an das Marktgebiet GASPOOL anschließt.
Die Kavernen des Speichers Bernburg befinden sich in einer Tiefe (bergmännisch Teufe) von 500–700 Meter. Die Insgesamt 33 Kavernen werden mit einem Maximaldruck von 96,4 bar betrieben. Sie stellen ca. 1,03 Milliarden Kubikmeter Arbeitsgasvolumen bereit. Über die Kavernen erstreckt sich ein mehrere hundert Meter starkes, undurchlässiges Deckgebirge aus Zechstein und Buntsandstein. Es dient als natürliche Dichtung und sorgt dafür, dass das eingespeicherte Erdgas sicher in der Kaverne verbleibt.